Das OSZ TIEM ist sich der Verantwortung für den Umgang mit der NS-Geschichte bewusst. Deshalb gehört die Teilnahme an der Aktion Stolpersteine zu unserem Schulprogramm.

Das Erinnern und Gedenken an den Holocaust gehört zu den dringenden Aufgaben politischen Unterrichts in Deutschland. Das Stolpersteinprojekt ist ein künstlerisch-kulturelles Dauerprojekt zur Erinnerung an die Opfer der NS-Zeit. Die Stolpersteine sind in den Bürgersteig eingelassene Pflastersteine, deren Oberfläche mit einem Messingschild versehen ist, das den Namen, das Geburts- und Todesdatum sowie die Ortsangabe des Todes bzw. Mordes enthält. Der Stolperstein wird entweder dort gesetzt, wo dieser Mensch zuletzt wohnte oder als Zwangsarbeiter gearbeitet hat. Die folgenden Überlegungen haben dazu geführt, dass die Teilnahme an der Aktion Stolpersteine zum festen Bestandteil der pädagogischen Arbeit unseres Hauses gehören soll.

  • Mit der Durchführung solcher Unterrichtsreihen will unsere Schule zeigen, dass für sie der Paragraf 1 des Berliner Schulgesetzes nicht nur eine allgemeine Verpflichtung, sondern Anlass für konkrete Unterrichtsgestaltung ist.
  • Für die Vorbereitung und Durchführung solcher Projekte ist es unerlässlich, Kontakte mit anderen Institutionen zu knüpfen. So wird in diesem Fall mit folgenden Einrichtungen zusammengearbeitet:
    • Jugendgeschichtswerkstatt Spandau,
    • Landesarchiv Berlin,
    • Centrum Judaicum,
    • Landesamt für Bürger- und Ordnungsangelegenheiten.

    Die Zusammenarbeit mit anderen Einrichtungen ist für alle Beteiligten bereichernd.

  • Die Betonung der Bedeutung von Erinnerungs- und Gedächtniskultur im Zusammenhang mit den Verbrechen des 3. Reiches im Berufsschulunterricht zeigen den künftigen Facharbeitern, dass dies ein gemeinsames, gesellschaftliches Anliegen und eine Verpflichtung der nächsten Generationen ist. Nicht nur Aufgabe von Politikern, Akademikern, Künstlern und Intellektuellen.
  • Technik darf nicht ohne Ethik gedacht werden. Das hat der Holocaust gezeigt – logistisch, verwaltungswissenschaftlich, technologisch furchtbar perfekt. Im Haus der Wannseekonferenz kann der Besucher die technischen Zeichnungen der Verbrennungsanlagen und Gaskammern sehen. Bereits geplant waren gigantische „Fahrstühle“, deren Kabinen die Gaskammern waren und die zwischen „Umkleideräumen“ und Krematorium pendeln sollten. Die Verantwortung, wem und wofür Technik dient, gilt nicht nur für Wissenschaftler und Ingenieure. Den künftigen Facharbeitern muss deutlich werden, dass im Anwenden ihres Fachwissens und in ihrem technischen Handeln stets die Frage nach Verantwortung gegenüber der Menschheit liegt. Die elektrischen Stacheldrahtzäune um die KZ- und Vernichtungslager wurden von Fachbetrieben des deutschen Handwerks installiert; die Rechnungen sind noch vorhanden. Deshalb müssen solche Unterrichtseinheiten zum festen Bestandteil technischer Berufsschulen gehören.
  • Öffentliche Veranstaltungen wie die Aktion Stolperstein machen deutlich, dass die Schule, deren Schüler sich bei solchen Projekten engagieren, sich in dieser Verantwortung weiß.

2015 – Stolpersteine für Familie Salomon und Gedenkstättenfahrt nach Majdanek und Belzec  

Ein bildungsgangübergreifendes Projekt mit Assistenten*innen, Berufsschülern*innen und Abiturienten*innen unseres OSZ TIEM als Beitrag zur Erinnerungs- und Gedächtniskultur  unseres Landes.

Nachfolgende Generationen, vor allem Jugendliche und junge Erwachsene haben heute zum Teil Schwierigkeiten, die zur Geschichte gewordene Vielfalt der Ereignisse zu verstehen, die Geschehnisse als Vorgänge zu begreifen, die auch sie betreffen. Auschwitz, Birkenau, Monowitz, Sobibor, Treblinka, Belzec, Majdanek: Stätten der möglichst perfekten Vernichtung und der industriellen Ausbeutung und Verwertung von Menschen. Kennt man das? Weiß man, worüber gesprochen wird? Wollen wir als Pädagogen*innen dazu beitragen Erinnerungsarbeit zu leisten, muss es  gelingen das Historische für die Schüler zu einer persönlichen Angelegenheit zu machen. Die Arbeit an den Orten der Vernichtung wie Belzec und Majdanek und die Verlegung der Stolpersteine für Zilka, Gerhard und Leonie Salomon haben in diesem Sinne bewusst gemacht.  Junge Menschen, die das Schicksal einer jüdischen Familie zu einer öffentlichen Angelegenheit machen und unmittelbar erfahren wie bedeutsam das Erinnern für die Familien der Opfer ist, dokumentieren wovon der frühere Bundespräsident Richard von Weizsäcker in seiner denkwürdigen Rede zum 40. Jahrestag der Befreiung vom Nationalsozialismus gesprochen hat: „Die Jungen sind nicht verantwortlich für das, was damals geschah, aber sie sind verantwortlich für das, was in der Geschichte daraus wird.“                                          

 … was bisher geschah:

 biografische Forschung zur jüdischen Familie Salomon in der Geschichtswerkstatt Spandau

  • Gedenkstättenfahrt nach Lublin-Majdanek und Belzec
  • Projektvorstellung auf der zentralen Gedenkveranstaltung zum 8. Mai in der Zitadelle Spandau
  • Verlegung der Stolpersteine für Zilka und ihre Kinder Gerhard und Leonie Salomon in der Lutherstraße 13, Spandau-Neustadt
  • Szenische Lesung der Biografie von Familie Salomon auf der Gedenkveranstaltung im Rahmen der

Stolpersteinverlegung mit Angehörigen der Familie aus Israel und Berlin

Die Stolpersteine wurden  nur wenige Tage nach der Verlegung geschändet, der Gedenkstein für Zilka Salomon gewaltsam entfernt. Der oder die Täter konnten bisher nicht ermittelt werden.

  • Szenische Lesung der Biografie von Familie Salomon auf der zentralen Gedenkveranstaltung zum 77. Jahrestag des Novemberpogroms am Lindenufer
  • Neuverlegung der Stolpersteine für Zilka, Gerhard und Leonie Salomon in der Lutherstraße
  • Teilnahme am Jugendforum denk!mal´16
Weitere Informationen in Form von Filmbeiträgen finden Sie hier.

2009 – Stolpersteine für Familie Lieber

Im Juni 2009 recherchierten die Schüler der Klasse EBT64A das Schicksal der Spandauer Familie Lieber. Diese Familie wurde im Dritten Reich deportiert und ermordet.

Stolpersteine Familie Lieber – Dokumentation im PDF Format

Weitere Informationen:
http://www.stolpersteine.eu/

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