DSC01136Lesung mit dem Bestseller-Autor Marc Elsberg  

Im November ist es ja bekanntlich meist schon recht kalt. So kalt, dass man es bereut, am Morgen noch ohne seine Handschuhe das Haus verlassen zu haben. So war es auch an diesem Tag, dem achtzehnten November. Doch im Schulgebäude war es wie gewöhnlich warm, wie ich merkte, als ich beim Eintreten am Morgen in der Zeitung las. Es sollte ein längerer Tag werden, ein Unterrichtstag bis zum fünften Block erwartete mich. Dies ist meist eher weniger ein Grund, sich zu freuen. Doch meine Laune besserte sich etwas auf, als mir gewahr wurde, dass an diesem Tag der Autor Marc Elsberg unsere Schule für eine Lesung besuchen würde. 

Und so war der Tag auch schnell fortgeschritten. Um zwölf Uhr dreißig hatte sich ein Großteil aller interessierten Schüler und Lehrer in der Kantine eingefunden, als Herrn Rafelsberger (wie Elsberg mit bürgerlichem Namen heißt), welcher eigens und ohne Honorar aus der schönen Stadt Wien angereist war, pünktlich erschien und die Lesung begann. Ich machte mich bereit, die Lesung mit einem Aufnahmegerät zu dokumentieren, ehe die Ansprache begann. Zuerst richtete jedoch Frau Oechelhaeuser noch einige Worte an die Schülerschaft. Sie erinnerte uns an die Standards, die wir in der heutigen Gesellschaft genießen, und welche uns abhängig machen. Mit der Vorstellung vom Aussetzen ebenjener Standards gab sie uns schon einmal einen Vorgeschmack auf Elsbergs Buch „Blackout – Morgen ist es zu spät“, aus welchem dieser uns noch vorlesen sollte. Stelle man sich einmal vor, man müsse im Winter in einem Gebäude frieren, da die Heizungen nicht betrieben werden können. Wenn man nicht mehr zur Arbeit oder Schule käme, weil die Versorgungsketten zusammengebrochen sind und ein Chaos im Verkehr herrscht. Wenn man schließlich nicht einmal mehr mit seinen Mitmenschen über Entfernung kommunizieren kann, da auch jedwede elektronische Kommunikation wegfällt. Wenn letztlich die Lebensmittel ausgehen und man ums Überleben kämpfen muss. Mir fuhr bei solchen Gedanken ein Schauer über den Rücken.

Nun war Elsberg es, der das Wort ergriff. Äußerst frei, wie er sich an uns wandte, konnte er sogleich mein Gehör an sein Wort fesseln. Erst einmal verschaffte er uns einen kleinen Blick über die Entstehung der Idee zu Blackout, welche den überall vorhandenen globalen Versorgungsketten zugrunde liegt. Elsberg, der selbst trotz der detaillierten Themenbeschreibungen in seinen Werken keinen technischen Hintergrund hat, sondern aus der Werbebranche stammt, kam die Idee, während er an einem Roman schrieb. Als er tiefer recherchierte und immer mehr über das Thema erfuhr, begann er schließlich, Blackout umzusetzen. Er beschrieb ebenfalls anhand von realen Beispielen, wie verwundbar das System der modernen Welt durch die Stromversorgung ist. Auch die Folgen eines solchen Fehlers oder Unfalls im Netzwerk der Versorgung erörterte Elsberg akribisch. Anschließend  bat er eine Szene aus dem Buch für uns dar. Er las eine Passage, in welcher es in bereits fortgeschrittener Handlung zu einer Krisensitzung in Berlin kommt, bei welcher genannte Folgen ausführlich und bildlich beschrieben wurden. Rinder, welche aufgrund ihrer ungemolkenen Euter qualvoll verenden. Die Versorgung in einer Großstadt, die so schnell massiv versagt, wie man es sich am liebsten gar nicht vorstellen mag.  Mir wurde immer mehr klar, dass man in einer solchen Situation als verwöhnter Großstädter recht schnell an seine Grenzen stoßen würde und früher oder später ums Überleben ringen müsste.

Danach begann eine offene Runde, bei welcher jeder von uns aus dem Publikum Fragen an den Autoren stellen konnte. Und es gab in der Tat eine Menge an Fragen, Elsberg schien bei der Menge  Interesse geweckt zu haben. Selbstredend, unsere Schule ist ja auch eine Schule für technische Informatik. Auch ich, als laienhafter Freizeitschreiber, freute mich natürlich ebenfalls, dem erfolgreichen Autoren einige meiner Fragen stellen zu dürfen. Geduldig beantwortete der Autor jede der ihm gestellten Fragen, ehe man ihn dann verabschiedete. Zur Verabschiedung erhielt er dann noch ein kleines Geschenkpaket, um ihn für die honorarfreie Lesung doch noch zu „entlohnen“, und welches ein kleines „Überlebensset für Autoren“ darstellte. Nachdem die Lesungs- und Fragerunde offiziell beendet worden war, erklärte sich Rafelsberger dennoch bereit, für eine Fragerunde in kleinem Kreise zu verbleiben. Ich stellte ihm ebenfalls noch eine Frage und erfragte danach, ob ich die getätigte Aufnahme der Lesung denn weiterverwenden dürfe, was Elsberg gerne bewilligte.

Mein Fazit zu diesem Tag ist, dass ich einige interessante Erfahrungen aus der Lesung mitnehmen konnte. Elsbergs Vortrag war unterhaltsam (wenngleich einige der Zuschauer im Nachhinein äußerten, dass sie seine Rede für zu gestreckt empfunden hatten) und fand ein meines Ermessens nach recht interessiertes Publikum. Seine offene, wortgewandte Art gegenüber uns Schülern empfand ich als sehr respektabel, und ich hatte das Gefühl, als sei eben diese auch sehr gut bei allen anderen angekommen. Die Eindrücke zum Thema Blackout waren bereichernd und brachten mich dazu, die globale Situation der Versorgungsketten stärker zu hinterfragen und über Alternativen im Hinblick auf regionalere Versorgung nachzudenken. Ich finde es absolut lobenswert und will mich dafür bedanken, dass Herr Stolzenburg einen solchen Besuch wie jenen von Herrn Elsberg arrangieren konnte. Auch hoffe ich sehr, dass solch etwas auch in Zukunft einmal wieder angestrebt wird. Die positive Resonanz der Schülerschaft wäre gewiss.

Niklas Entemann

OG Abi 18, LK Deutsch

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